Die vielseitige Mountainbike-Rennfahrerin Laura Stigger radelt von Erfolg zu Erfolg. Auch für die neue Saison 2025 hat die 24- jährige Tirolerin wieder viel vor.
FREIZEIT-TIROL wollte die aktuellen Neuigkeiten wissen.
Laura, du warst vor fast 5 Jahren erstmalig zu Gast in unserem Magazin. Damals, als Schülerin, auf dem Sprung zur großen Karriere! Wie ist es dir seither ergangen, du warst ja sehr erfolgreich?
Es ist mir gelungen, mich in der Eliteklasse im Mountainbike-Weltcup zu etablieren. Mein zweiter Gesamtrang in der vergangenen Saison hinter der Schweizerin Alessandra Keller hat auch gezeigt, dass ich inzwischen sehr konstant meine Leistungen abliefern kann. Absolute Highlights waren meine Siege in den Cross-Country-Rennen 2023 in Snowshoe und 2024 in Lake Placid. Hervorzuheben ist zudem mein Sieg gemeinsam mit meiner Teamkollegin Sina Frei beim Cape Epic 2021 in Südafrika. Ja, und dann sind da noch meine Olympiateilnahmen 2021 in Tokio und 2024 in Paris zu nennen. Es waren unvergessliche Erlebnisse. In Tokio bin ich zwar nicht ins Ziel gekommen, dafür habe ich in Paris den sechsten Platz erreicht und lange im Kampf um die Medaillen mitgemischt.
Trotz deines Erfolges, hast du noch Vorbilder?
In meiner Jugend waren das immer meine Landsfrau Lisi Osl, mit der ich gut befreundet bin, und Jolanda Neff aus der Schweiz, die in Tokio Olympiagold geholt hat. Letztlich muss man natürlich im Spitzensport seinen eigenen Weg finden. Aber es gibt immer etwas, was man sich von den Spitzenathletinnen abschauen kann. Und deren gibt es jede Menge. Es sind gut und gerne an die 20 Mountainbikerinnen, die ein Weltcuprennen gewinnen können.
2025 willst du ja auch Straßenrennen mit dem Rennrad bestreiten, wie entstand dieser Entschluss?
Ganz unerfahren bin ich am Rennrad nicht. Fahrten darauf waren und sind immer wichtiger Bestandteil im Training. Und natürlich gibt es noch die wunderbaren Erinnerungen an die Straßen-WM 2018 in Innsbruck, wo es mir gelungen ist, den Weltmeistertitel bei den Juniorinnen zu holen. Seit damals war ich immer wieder mal in Kontakt mit Anna van der Breggen aus den Niederlanden, der Olympiasiegerin von 2016. Im Jänner 2024 durfte ich erstmals an einem Trainingslager ihres Teams SD Worx Protime teilnehmen. Ende vergangenen Jahres sind wir dann übereingekommen, dass ich für dieses Spitzenteam Straßenrennen bestreiten darf.
Was ist der Unterschied der beiden Disziplinen?
Der ist sehr groß, denn im Straßenradsport geht’s ums Team. Jede Fahrerin hat eine gewisse Aufgabe zu erfüllen. Ich freue mich darauf, heuer diesbezüglich viel lernen zu können.
Thema Material: wie viele Räder hast du in einer Saison zur Verfügung?
Das lässt sich so genau nicht beziffern, hängt auch davon ab, ob es Defekte, Stürze etc. gibt.
Wie sieht deine Wintervorbereitung auf die kommende Rennsaison aus?
Die ist inzwischen eigentlich schon abgeschlossen. Ich habe einige Höhentrainingslager in den Bergen absolviert. Am Programm standen Skitouren, ich bin auch viel auf Langlaufskiern unterwegs gewesen. Es gab schon im Dezember ein erstes Trainingslager mit dem Straßenteam. Im Jänner war ich gemeinsam mit Sina Frei wieder in Südafrika, wo wir uns schon seit einigen Jahren auf die Rennsaison vorbereiten.
Mit Rupert Scheiber hast du einen langjährigen Trainer. Wie sieht die Zusammenarbeit aus, kannst du als erfolgreiche Rennfahrerin noch von einem Trainer profitieren oder weißt du eh alles selbst?
Rupi ist für mich ein ungemein wichtiger Faktor. Wir haben über die Jahre ein unglaubliches Vertrauensverhältnis aufgebaut. Er weiß ganz genau, was für mich zum jeweiligen Zeitpunkt wichtig ist. Rupi gehört zu meinem engsten Umfeld, auf das ich nie verzichten möchte.
Wann startet deine Rennsaison und wie lange dauert sie?
Der genaue Rennplan steht noch nicht fest. Voraussichtlich stehen aber Ende Februar, Anfang März schon die ersten Rennen an. Enden wird die Saison dann im Oktober.
Was sind die geplanten Höhepunkte 2025, was deine persönlichen Ziele?
Ein absolutes Highlight wird 2025 die Weltmeisterschaft in Crans Montana. Dort wartet eine äußerst herausfordernde Strecke auf uns. Im Weltcup klassierte ich mich dort im Vorjahr auf Rang vier. Es wäre schön, wenn es bei der WM noch etwas weiter nach vorne gehen würde. Ansonsten freue ich mich einfach wieder darauf, mich mit den besten Athletinnen der Welt messen zu können. Und bei den jeweiligen Rennen geht’s einfach darum, mein Bestmögliches zu geben und alles, was ich im Tank habe, aus mir rauszuholen.
Es gibt ja die berühmte „gender-pay-gap“. Während die Spitze der Straßen Berufsradfahrer mittlerweile schon mit Privatjets reist, stellt sich die Frage, wie sieht es bei den Damen aus? Kannst du vom Radsport leben?
Dass es da eine große Lücke gibt, ist kein Geheimnis. Ich möchte mich aber auch nicht mit Superstars wie Tadej Pogacar oder Jonas Vingegaard vergleichen. Ich bin mit meinem sportlichen Dasein aktuell sehr zufrieden. Ich habe zwei tolle Teams, für die ich starten darf. Dazu gibt es Sicherheit, in Österreich Heeressportlerin zu sein. Und ich kann auf die Unterstützung von treuen Sponsoren zählen, wofür ich enorm dankbar bin.
Laura Stigger privat, wieviel Freizeit hast du neben deinem Beruf als Radfahrerin? Was machst du, wenn du nicht Rad fährst?
Der Alltag ist natürlich geprägt von viel Training. Aber natürlich gehört auch eine gewisse Regenerationszeit dazu. Wenn ich nicht am Bike sitze, führe ich ein ganz normales Leben, genieße die Zeit vor allem mit meiner Familie und Freunden. Und ich probiere nebst dem Radfahren auch gerne andere Sportarten aus.
„Olm volle!“ scheint dein Lebensmotto zu sein – erkläre es unseren Lesern!
Olm volle bedeutet, immer das Bestmögliche zu geben. Und dazu bin ich in allen Lebenslangen bereit. Halbe Sachen sind nicht mein Ding.
Fotos: M.Cerveny, P. Leitner, E. Lorenzi, B. Wolinski