Buchbesprechung: „Innsbruck abseits der Pfade“

Buchbesprechung: „Innsbruck abseits der Pfade“

Autor Bernd Schuchter begeistert mit einem Innsbruck-Führer der anderen Art, erschienen im Frühsommer 2015 im Braumüller Verlag. Ein Innsbruck Führer, „durchaus“ oder „vor allem“ für Innsbrucker und jene die es noch werden möchten!

„Die Tiroler sind schön, heiter, ehrlich, brav und von unergründlicher Geistesbeschränktheit!“ – mit diesem Zitat von Heinrich Heine, das bei intensiverem Nachdenken immer noch Gültigkeit besitzt, erfolgt ein amüsanter Start ins Buch. Bernd Schuchter spannt auf 192 Seiten einen breiten Bogen über Universität, Museen, Föhn und Kultur, Geschichte, Kleinkunst, Gastronomie, Vergangenheit und Gegenwart und garniert die jeweiligen Kapitel mit entsprechend passenden Kochrezepten zum Nachkochen.

Seine Streifzüge führen in die weniger belebten Nebengassen und an die Nebenschauplätze der bekannten Pfade, beschrieben werden aber auch fast gänzlich unbekannte Ziele in der Tiroler Landeshauptstadt und im nahen Umland. So wird beispielsweise „Schuchters Radiomuseum“ (Radiokurator Schuchter ist mit dem Autor weder verwandt noch verschwägert) in der Krahvogelstrasse 19a vorgestellt, das regulär jede Woche Montags 3 Stunden geöffnet ist, und vermutlich den allerwenigsten Innsbruckern bekannt sein dürfte! Ebenso neu sein dürfte, dass Oskar Werner Ende der 50er Jahre versuchte, Innsbruck als „Festwochenstadt“ zu etablieren, das (damalige) Tirol und die Innsbrucker jedoch mehr Interesse an volkstümlichem Brauchtum anstatt Hochkultur hatten, und somit (und auch mit Hilfe der Olympischen Winterspiele 1964) der Zug in Richtung „Sportstadt“ abfuhr.

Peter Adelsberger und sein Antiquariat „Gallus“, die Universitätsbibliothek mit 3,5 Millionen Büchern und der dazu gehörige Bibliothekar Helmuth Schönauer werden den Literaturfreunden ebenso ans Herz gelegt, wiewohl im gleichen Kapitel auch die Entwicklung des Tourismus, die „Piefke-Saga“ und das mittlerweile stark gedrehte Verhältnis der deutschen Studenten und Gastarbeiter erklärt werden. Die Psyche und Frömmigkeit der Tiroler werden ebenso beleuchtet wie diverse Kunstskandale (u.a. Rudi Wach und sein gekreuzigter Jesus, der seinerzeit sogar Pornojäger Martin Humer samt Gefolge in die Landeshauptstadt anreisen ließ), die Information, dass die zwei Freudenhäuser im Umkreis des Bahnhofs als einzige Gebäude in dieser Umgebung beim Luftangriff der Alliierten unversehrt blieben und die daraus gezogenen Schlüsse der Einheimischen - eines von vielen interessanten Details!

Zusammengefasst ist „Innsbruck abseits der Pfade“ ein gleichermaßen interessantes wie unterhaltsames Buch, das auch für jene Leser und Leserinnen, die glauben, ohnehin schon alles in der „Hauptstadt der Alpen“ zu kennen, Neuigkeiten und Tipps enthält! Daher eine klare Kaufempfehlung für alle Altersklassen!

Erhältlich unter anderem in der Tyrolia Buchhandlung!

Fotos: Peter Gründhammer