CD Review: Dirkschneider – „Live – Back To The Roots“

„Who the Hell is Dirk Schneider?“ – geschätzte 2,3758 Prozent aller Metal-Fans dürften sich beim Anblick des edlen CD Covers diese Frage stellen. Der Rest, also die überwiegende Mehrheit, kann zumindest schematisch beim abgebildeten Kopf erahnen, um was es sich beim vorliegenden Doppeldecker handelt: Die Urstimme von Accept, UDO, mit Nachnamen Dirkschneider, macht sich ein letztes Mal auf, die Hymnen der 80er Jahre, die Kracher seiner Ex-Band, zu intonieren und mit seiner unvergleichlichen Reibeisenstimme veredelt abzufeiern. Da man das nicht unter dem Namen seiner seit den Neunzigern bestehenden Band U:D.O. machen wollte, wurde für dieses Projekt kurzerhand „Dirkschneider“ ins Leben gerufen, die handelnden Akteure sind sie selben. Eine Abschiedstour wurde organisiert, mit der klaren Ansage „Nach dieser Tour singt Udo kein Accept-Songs mehr!“. Die Tour durch Europa entwickelte sich zum Kassenschlager, 31 von 48 Shows zierte das Schild „Sold Out“! Ich gestehe, ich war im Vorfeld etwas skeptisch, bin ich doch nicht nur beruflich bedingt sondern auch rock-musikalisch ein Freund von „Innovation“ und weniger von „Tradition“ – das prognostizierte „Abfleddern“ alter Hits unter dem Titel „Last Tour“ hat bei mir immer schon eher Magenschmerzen anstatt Erektionen verursacht. Auch konnten mich die Ex-Kumpels mit dem „Nichtmehrganz Neo-Sänger“ Mark Tornillo  zuletzt einige Male gut überzeugen. U.D.O. allerdings auch! Also, ohne Vorurteil zur Sache: Die vorliegende Live-CD wurde im Kaminwerk in Memmingen eingespielt und enthält wirklich alles, das an die große gemeinsame Zeit der Solinger Metal-Schmiede Mitte bis Ende der 80er Jahre erinnert. Exemplarisch herausgekramt, neben den Allzeitbrechern wie „Balls To The Wall“, „Fast As A Shark“ oder „Metal Heart“, seien hier „Living For Tonight“, „Midnight Mover“, Neon Nights“ oder „Up To The Limit“. Weniger Bekanntes bzw. länger nicht mehr Gehörtes wie „Winterdreams“, „Wrong Is Right“ oder „Losers And Winners“ ist ebenso in den insgesamt 24 Songs enthalten. Hier über „Restless And Wild“ oder „Son Of A B…h“ Worte zu verlieren, wäre in diesem Rahmen sinnlos, ja geradezu blasphemisch. Tatsächlich erinnert die Produktion an Live-Klassiker wie „Staying A Life“ (1990) oder Kaizoku-Ban (1985), die Band spielt tight und sauber, und der mittlerweile 64-jährige Udo ist stimmlich immer noch in Top-Form. Somit war ich bereits nach dem Durchlauf des Ersten der beiden Silberlinge schlichtweg begeistert. Alles perfekt, ein Dokument alter, doch unvergesslicher Klassiker – somit 7 von 7 Punkten, klare Kaufempfehlung! Und zum Abschluß die gute Nachricht: Udo Dirk Schneider schiebt auf Grund des großen Erfolgs noch ein paar „vorweihnachtliche“ Konzertabende nach. Aus Tiroler Sicht der nächste Ort ist Memmingen am 16. Dezember im Kaminwerk – just die gleiche Halle, in der „Live-Back To The Roots“ aufgenommen wurde. Also, der Weg über den Fernpaß lohnt sich definitiv, jedoch, in Erinnerung des Schildes: Karten sichern!
 

Redakteur: Bernhard Schösser


Foto: © Martin Hausler