Motorjesus - vermutlich zumindest im heiligen Land Tirol eher ein Insidertipp, aber die aus Mönchengladbach stammende Formation ist schon beachtliche 15 Jahre unterwegs und hat in dieser Zeit fünf komplette Langdreher und eine EP veröffentlicht. Auch live ist man brav zugange, somit folgt mit "Live Resurrection" nun das erste Live-Album. Aufgenommen wurde das Werk an den letzten beiden Konzertabenden der 2018/2019-Tour zu ihrem letzten Album "Race To Resurrection".
Die 17 Songs decken alle Schaffensphasen der Band ab und brettern wuchtig und fett aus den Boxen, ohne viel technische Nachbearbeitung. Für alle, die die Band noch nicht kennen: Der Sound ist eine Mischung aus Hardrock mit Stoner- und Metaleinschlägen, ehrlich, dreckig, gerade und ohne Herumgesudere! Mein persönliches Manko auf der Scheibe: Die deutschen Ansagen von Frontmann Christoph Brix, der sein Publikum einerseits mehrfach fragt, ob man schon breit genug sei und andererseits mit "Sie" anredet, schwanken zwischen unterhaltsam und peinlich, aber deswegen kauft man sich ja auch keine Live-Platte. Im Übrigen sind ja viele englische und amerikanische Fronter hier auch mit Luft nach oben versehen.
Wenig Luft nach oben bieten hingegen der Sound und die Songauswahl: Klar, es gibt reichlich Nummern vom letzten Album, aber auch alte Kracher wie "Dirty Pounding Gasoline" als Abschluss sind mit dabei und dokumentieren, dass Motorjesus eigentlich bis jetzt nie eine wirklich schlechte Scheibe abgeliefert haben. Aus einer starken Gesamtperformance stechen subjektiv die krachenden "Motor Discipline", "The Dead Army", "Fuel The Warmachine", "King of The Dead End Road", bei dem eine kultig zur Taktvorgabe verwendete Kuhglocke zum Einsatz kommt, "The Howling" oder "Return of the Demons" hervor. Kultig wirkt auch die Aufzählung aller Charaktere, denen "Fist of The Dragon" gewidmet ist: Bud Spencer, Terence Hill, Jean Claude Van Damme, Chuck Norris, Bruce Lee, Silvester Stallone und Arnold Schwarzenegger!
Insgesamt ist "Live Resurrection" eine knallende Scheibe, die das bisherige Schaffen von Motorjesus stark und eindrucksvoll dokumentiert und zumindest bei mir in Zeiten von Ausgangssperre und 100% abgesagten Konzerten den Wunsch hervorruft, möglichst bald wieder in einem Club zu stehen, die ein oder zwei Hülsen zu viel inhaliert zu haben und nur zu genau dieser Art von Rock abzufeiern! Möglicherweise beehren uns Motorjesus ja auch irgendwann mal im Heiligen Land...
Text: Bernhard Schösser