CD Review: Purple Bonsai – Dreamcatcher

Bereits seit 2018 auf dem Markt ist "Dreamcatcher", der erste komplette Langdreher der Linzer Rockcombo "Purple Bonsai". 2013 veröffentlichte man den Mini-Silberling "Welcome", um fortan zu touren und neue Songs zu schreiben. 2016 wurde der deutschsprachige Song "Weil ihr die Schmerzen nicht kennt" released, der auch als Bonus Track auf "Dreamcatcher" zu finden ist. FREIZEIT-TIROL, als investigatives Medium in Sachen "heimische musikalische Perlen", hat sich den aktuellen Silberling intensiv zur Brust genommen: Der stilistische Weg, den das oberösterreichische Quartett einschlägt, ist als Hardrock der 1980er Jahre zu beschreiben, wobei sich bei den einzelnen Nummern diverse Unterspielarten herauskristallisieren, was die CD insgesamt recht abwechslungsreich macht!Die Titelnummer "Dreamcatcher" liefert einen gelungenen Einstieg: knackig dahinwalzende Riffs, etwas Hammondorgel und die anfangs doch ungewohnte Stimme von Norbert Ploberger, der auch den Tieftöner bedient. Ploberger hat eine eigene, interessante Art zu singen, verfügt somit (nach Eingewöhnung und Auseinandersetzung) über einen hohen Wiedererkennungswert und ist definitiv kein beliebig austauschbarer Metalshouter! Vergleiche? Am ehesten subjektiv mit Paul Shortino, Ruff Cut, Mitte der 1980er, wenn auch die etwas tiefer gelegte Variante davon! (Jetzt könnt ihr alle mal googeln! J) "Wrong Man" gefällt ebenfalls durch feines Zusammenspiel von Gitarre und Keys, "I'm the wrong man, don't talk to me" hat einfach etwas..! "MXP112" ist eine interessante und sehr kurze Instrumentalüberleitung, die durchaus auch beim Klangschalenkurs oder gemeinsamen Meditationsabend im heimischen Vierkanthof als Hintergrundmusik eingesetzt werden kann. "Mr. Universe" geht wieder richtig voll ab, ein erdiger Midtemporocker, sehr fein!

Wesentlich keyboardlastiger ist das folgende "Impact", eine sehr starke Nummer, die sich aber dramatisch steigert! "On Purple Wings" klingt dann stark nach "No Bros", "Rainbow" oder "Deep Purple", eine tolle Nummer mit viel Abwechslung. Einen kräftigen Schritt nach vorne und aufs Gas macht "Lost in Kansas", das richtig abgeht, tolles Riff, knallt! Meditation und Klangschale, Teil zwei, gibt's beim 46 sekündigen "The Question", bevor die Bonsai'schen mit "Endless Pain" eine durchaus progressiv angehauchte Nummer liefern.

"God Paints" startet gemächlich, steigert sich aber zu einem wahren Kracher, eines meiner persönlichen Highlights auf "Dreamcatcher"! Auch "Princess in My Mind" weiß zu gefallen, mit "Show me your Highheels" punktet man(n) in der Welt des 80er Jahre Hardrocks auch heute noch! "New World" erinnert mit fetten Keys an "Axxis", das abschließende "DC II" ist dann die bandeigene Selbstreflexion zum Bonsai-Bäumchen, als eher ruhig gehaltene Halbballade für mich nicht unbedingt der Bringer am Ende einer großteils starken Scheibe. Der schon erwähnte Bonustrack "Weil ihr die Schmerzen nicht kennt" passt mit deutschem Text stilistisch nicht so richtig zum Rest, obwohl auch hier interessante Momente zu hören sind.

Zusammengefasst: "Purple Bonsai" sind mit ihrem Erstling definitiv auf dem richtigen Weg. Einige Perlen ("Lost in Kansas", "God Paints" oder "On Purple Wings") heben sich aus den 12 Songs heraus, die kurzen Klangschalenintros verstehe ich als "Westler" nicht, die müssen irgendein Schmäh der Mittelösterreicher sein! Live war man zuletzt auch mit unseren Lieblingszillertalern von Klaubauf unterwegs, auch hier wurden von den Bonsais beste musikalische Kritiken überliefert!

Redakteur: Bernhard Schösser