DVD Review: „Altes Geld“

Der milliardenschwere Patriarch Rolf Rauchensteiner (Udo Kier) braucht „Lebenswandel bedingt“ dringend eine neue Leber. Seine Frau Liane (Sunnyi Melles) trommelt daraufhin die völlig überworfene Familie zusammen. Die Ansage: „Wer dem Alten eine Leber besorgt, bekommt das ganze Vermögen!“ ist der Beginn eines Familienkrieges ohne moralische Grenzen. Schon bald kristallisieren sich durchaus unterhaltsame Nebenschauplätze und amouröse Beziehungen nach allen Richtungen heraus, und die anfangs etwas starr und düster wirkende Story nimmt in insgesamt acht Teilen ordentlich Fahrt auf und beginnt zu fesseln. So laufen Hundeflüsterer ebenso durchs Bild wie ein Tierarzt, der Menschenversuche macht, der „Kommander“, ein seiner Ehefrau höriger Unterweltchef, ein Wiener Bürgermeister mit seiner für spezielle Aufgaben im wahrsten Sinn des Wortes engagierten Hausbesorgerin und schließlich auch der einzig „Normale“ in der Runde – Rauchensteiners Assistent Brunner (Thomas Stipsits).

Es gibt sich die Großteils durch erfolgreiche Serien der letzten Zeit aktuell bekannte „Staatskünstler Schauspieler-Riege“ die Ehre (Sunnyi Melles, Nora von Waldstätten, Nicholas Ofczarek, Manuel Rubey, Ursula Strauss u.a.), wobei z.B. ein Robert Palfrader in einer ungewohnt ernsten Rolle als paramilitärischer Security Kralicek zu brillieren weiß und auch der Rest der Besetzung mit den durchaus nicht leicht zu spielenden Charakteren ihrer Rollen mehr als überzeugen kann.

Insgesamt ein überzeichnetes Bild einer im Luxus dahin vegetierenden Familie, in der jeder des nächsten bester Feind ist, Geschwisterliebe anal praktiziert wird, die Stiefmutter den Stiefsohn und den Hausarzt liebt und vieles mehr. Eine insgesamt doch packende Story, die von den Abgründen der Darsteller lebt, gleichermaßen ein Mix aus Tragödie und Komödie. So zieren Lederhandschuhe aus jüdischer Menschenhaut das Familienmuseum des Patriarchen wie auch ein Auto des Führers. In Summe ein opulentes Fernsehgemälde rund um eine Familie, die keine Liebe kennt. Bizarr. Komisch. Böse. Ein „DALLAS“ für Geistesgestörte, das zu fesseln und zu begeistern weiß!

Redakteur: Bernhard Schösser