Von Menschen und Tieren, vom Gestern und Heute!
Prall-grüne Bergwiesen voller saftiger Kräuter, der Klang der Kuhglocken, die mit Holzschindeln gedeckte Hütte: Almen sind Sehnsuchtsorte. Die Unbeschwertheit unter freiem Himmel, das einmütige Zusammenleben mit den Tieren, die selbstproduzierten Nahrungsmittel und das langsamere Dahinziehen der Zeit – all das gehört zu den Wunschträumen vieler Menschen im hektischen Treiben unserer Tage.
Herbert Raffalt (1964 in Schladming geboren, ist staatlich geprüfter Berg- und Skiführer und passionierter Fotograf) und Susanne Schaber (1961 in Innsbruck geboren, lebt seit ihrem Studium als Reiseschriftstellerin in Wien und schreibt Reise-Bücher) haben sich auf die Suche gemacht nach dem wirklichen Leben auf der Alm. Die beiden haben dabei Hirten, Almbauern und Volkskundler getroffen und das Wesen des Almlebens von heute erkundet. Ihre Bilder und Texte spiegeln die Vielfalt der Regionen und Kulturen wider und berichten vom Reichtum der Traditionen und von einem historischen Erbe, das es zu bewahren gilt. Eines ist klar: Es ist harte Arbeit und sicherlich kein Urlaub, was die im Buch vorgestellten Damen und Herren eindrucksvoll beweisen. So ist man zu Besuch beim Dichter und Hirten Bodo Hell, der seit 50 Jahren im Sommer auf der Alm lebt und arbeitet. Man zieht mit den Ötztaler Schafen über das Joch, lauscht den Almsagen von Helmut Wittmann oder begleitet Susanne Türtscher auf ihren Kräuterwanderungen. Vom nachhaltigen Wirtschaften wird erzählt, von der deftigen „Almkoscht“ und auch vom Baden, zum Beispiel im Kärntner Karlbad – ja und wer genau hinhört, der vernimmt auch den Klang des boomenden Tourismus und der Vereinnahmung der Alm als Marketingobjekt. Besonders interessant zu lesen ist der Beitrag über Bergbauer Christian Bachler, der mit dem Slogan „Rettet die Alm – trinkt mehr Gin“ wirbt. Diesem Spruch geht eine lange und schwierige Geschichte voran: Als „Wutbauer“ griff er seinerzeit den Chefredakteur des „Falter“, Florian Klenk an, als dieser sich öffentlich über die Rechtmäßigkeit des Strafausmaßes für einen Tiroler Bauern und einer durch Kühe zu Tode gekommen Urlauberin aussprach. Bachler attackierte Klenk medial als „Oberbobo aus Wien“, der noch nie unter Existenzängsten gelitten hätte und lud ihn zum Praktikum auf seinen Hof ein. Klenk folgte der Einladung und verabschiedete sich als Freund vom Ehepaar Bachler, dem er anschließend noch sehr weiter helfen sollte…! So bekommt man auch Einblick in die sich ständig ändernden Anforderungen und Herausforderungen, denen sich die Almbauern Jahr für Jahr stellen müssen.
Zahlreiche neu recherchierte spezielle Alm-Ausflugstipps am Ende des Buches können zwar nur einen kleinen Ausschnitt aus der reichen Vielfalt der Almkultur im gesamten Bundesgebiet abbilden, machen aber richtig Lust darauf, das Almleben selbst zu erkunden. Und sie bieten viele Möglichkeiten, die schönsten Almen Österreichs auf eigene Faust zu entdecken. Herausgekommen ist in der Neuauflage ein sehr imposanter und lesenswerter Bildband mit 200 Seiten und rund 150 tollen Fotos. Erhältlich ist „Almen in Österreich“ in allen Filialen der Tyrolia!
Fotos: Herbert Raffalt