Die Tiroler Bäder freuen sich über eine starke Sommersaison

Die heimischen Bäder hatten wie fast alle Freizeiteinrichtungen coronabedingt in den letzten zwei Jahren wenig zu lachen. Aktuell gibt es in Tirol 143 Betriebe, wovon 48 sowohl ein Freibad wie auch ein Hallenbad anbieten. Immerhin erreichte man, abgesehen vom kurzen Lockdown (22.11. bis 13.12. 2021), bei den Hallenbädern tirolweit eine respektable Auslastung: So wurden im Zeitraum Oktober 2021 bis März 2022 2,9 Millionen Besucher an und in den Tiroler Indoor Becken gezählt. Allerdings waren das mindestens rund 1 Million Besucher weniger als vor Corona, berichtet Patrick Rauter, der zuständige Geschäftsführer im Branchenverbund Gesundheit in der Wirtschaftskammer Tirol. Umso mehr freuen sich die Freibäder in Tirol über eine sehr gut verlaufene Sommersaison 2022, die ein starkes Jahr nach den Corona-Einschränkungen sicherstellt.

Schwimmkurse
Anna Jäger und Christoph Krug vom Tiroler Wassersportverein betonen die Wichtigkeit, dass Kinder im Volksschulalter richtig Schwimmen lernen. Dies sei, abgesehen vom damit verbundenen Spaß im Element „Wasser“, ein enormer Sicherheitsaspekt für den Nachwuchs. Durch den Lockdown sei ein Stau bei den Schwimmkursen entstanden, dem man jetzt mit doppelten Kursen und einem Aufstocken des Personals entgegenwirke. Die meiste Nachfrage nach Schwimmkursen haben Vereine, gefolgt von privaten Gästen und den Schulen. Um dieses Bedürfnis bei den Schulen abzuarbeiten, lädt man momentan neben Erst- und Zweitklässlern auch die dritten und vierten Klassen der Volksschulen zu Kursen ins Schwimmbad. So beispielsweise in das Hallenbad im Olympischen Dorf in Innsbruck, wo täglich vor dem offiziellen Betriebsstart um 11.00 Uhr rund 90 Kinder im Schwimmen unterrichtet werden. Anna Jäger ist sich sicher, dass diese Grundfertigkeiten zeitverzögert nachgelernt werden, der Nachwuchs dem Schwimmsport somit nicht abhandenkommt.

Im Telfer Bad arbeiten momentan 6-8 Schwimmschulen, die sich für ihre Gäste im Schwimmbad einbuchen und Becken reservieren. Auch hier erfolgt der Unterricht der Schulkinder exklusiv von 08.00 bis 10.00 Uhr.

Am Achensee, im 2018 eröffneten Atoll in Maurach, unterrichten die Wasserrettung Schwaz/Achensee und die Wasserrettung Kramsach. Zusammen mit mehreren Schwimmschulen gilt das Hauptaugenmerk der Lehrenden den „Achenseer Wuslschwimmern“, also den einheimischen Kindern vom Kindergartenalter bis zur Mittelschule. Die Kinder werden mit Unterstützung der Gemeinde vergünstigt unterrichtet. Die Kurse finden jeweils im Frühjahr und im Herbst, durchgehend eine Woche lang, statt. Auch im Atoll sind die Schwimmlehrer wie fast überall in unserem Bundesland gegenwärtig komplett ausgebucht. Als zusätzliche Initiativen bieten beispielsweise der ASVÖ ein Talentescouting und das Ministerium ergänzende Schwimmkurse im Sommer an. Ein nach wie vor offenes wie leidiges Thema in der Landeshauptstadt ist die verfügbare Wasserfläche: So ist man in Innsbruck und Umgebung immer noch auf der Suche nach einer neuen 50-Meter-Wettkampf-Bahn, um mehr Kapazitäten für Vereine aber auch private Badegäste zu schaffen. Wesentlich dramatischer sieht die Situation im Tiroler Unterland aus: Mit dem Zusperren des WAVE in Wörgl fehlt ein wichtiger Partner. Wenn die Entfernung zum nächsten Hallenbad zu groß ist, können die Schulen die Lehrpläne nicht erfüllen, da zu viel Zeit für die Anreise verloren gehen würde. Daher erfolgt der Schwimmunterricht in den abgelegeneren Gemeinden nur im Sommer im Freibad. Einzig die Leistungssportler freuten sich im Lockdown beim ihnen erlaubten Training über leere Becken und geräumige Bahnen.

Energieproblematik
Der Sprecher der Tiroler Bäder in der Wirtschaftskammer Tirol, Ulrich Mayerhofer, erläutert die Problematik der stark zunehmenden Energiepreise und der dahingaloppierenden Inflation. Diese Teuerung betreffe nicht nur die Tiroler Hallenbäder, sondern auch die Freibäder, die eine Badewasservorwärmung haben. So koste ein Tag Saison Vorbereitung im Tivoli-Freibad in Innsbruck so viel Erdgas wie ein Einfamilienhaus in einem ganzen Jahr verbraucht. Generell gilt, dass rund 20 Prozent der Betriebskosten in den Bädern Energiekosten sind. Nicht nur deshalb versuchen die heimischen Bäder auf alternative Energie umzusatteln. Hier kommen Wärmepumpen als Ersatz für das Erdgas zum Einsatz, die jedoch wesentlich mehr Strom benötigen. So kann das Tivoli Freibad bereits 80 bis 90 Prozent des Bedarfs über Wärmepumpen abdecken. Solarenergie, Hackschnitzelheizungen (sind beispielsweise im Alpenbad Leutasch oder in der Erlebnistherme Zillertal in Fügen, durch Binderholz, im Einsatz) und Fernwärme stellen weitere sinnvolle Alternativen dar. Da für Solarenergie zu wenig Flächen vorhanden sind, ist ein Energieumstieg aktuell bei vielen Betrieben (noch) nicht möglich. Generell sind jedoch alle Bäder bemüht, CO2 zu reduzieren

Das Atoll Achensee ist der Klassenprimus der Tiroler Bäder: Vier Wärmepumpen, die exakt hintereinander laufen, stellen sicher, dass immer genügend Energie zum Betrieb der Freizeitanlage verfügbar ist. Das Wasser kommt aus dem Gemeindebrunnen, es gibt keinen Kamin und die Lüftung läuft über eine Art „Pilz“ ohne störende, überdimensionale Rohre im Badebereich ab. Auch am Achensee veranlassen die steigenden Stromkosten die Betriebsleiterin Melanie Schmiederer dazu, 2023 Photovoltaikanlagen auf das Dach zu bauen.

Auch im Telfer Bad sind die Abhängigkeit von Gas und Ökologie wichtige Themen: So haben die technischen Planungsbüros Wolfgang Schösser und SHP eine Wärmepumpe eingebaut und mit Photovoltaik die maximale Dachfläche ausgenützt. Zusätzlich wird die Abwärme der benachbarten Eishalle im Winter in die Becken eingespeist, somit gratis Energie mit eigentlichem Abfall gewonnen. Die Gemeinde plant bereits an einer zweiten Wärmepumpe und einer Innovation, die gegenwärtig noch eine Studie ist: Florian Jaschek denkt die Abschattung im Freigelände und bei den Parkplätzen mit Photovoltaik an.

Der umfassend gestiegene Energiepreis wirkt sich klarerweise negativ auf das betriebliche Ergebnis aus. Die Preisbildung bei den Bädern erfolge in der Regel bereits im Jänner in Form einer Indexanpassung. Eine volle Weitergabe der enormen Inflation und stark gestiegenen Kosten an den Endkunden hält Mayerhofer für nicht realistisch, auch, da viele Bäder mit öffentlicher Beteiligung geführt werden. Eine Temperaturabsenkung, wie beispielsweise in Deutschland praktiziert, erfolge teilweise, jedoch so, dass der Gast keine Beeinträchtigung erfährt. Der Gast reagiere nämlich bereits auf ein bis zwei Grad Temperaturunterschied sehr sensibel und reklamiere das sofort. Apropos Temperatur: Im Freibad werden 28°Celsius für die Schwimmer geboten, in der Halle 30-31°C, im Wellnessbereich ist das Wasser noch wärmer.

Personalsuche
Neben der wirtschaftlichen Herausforderung ist bei den Bädern die Personalsuche wie in fast allen Branchen momentan eine besondere Aufgabe. Durchschnittlich arbeiten in Tirol in einem Bad 20 Mitarbeiter, davon sind 8 Vollzeitkräfte und 12 in Teilzeit. So kommen beispielsweise im Tivoli und am Baggersee im Sommer 30 Saisonmitarbeiter zum Einsatz. Im Atoll Achensee stellt sich die Situation etwas anders dar: Von den 44 Mitarbeitern sind 41 Vollzeitangestellte und nur drei in Teilzeit. Es wären noch weitere Teilzeitstellen möglich, so Melanie Schmiederer. Außerdem fehle, trotz 365 Tagen Öffnungszeit, ein Personalhaus (wie es sie in der Hotellerie gibt), um für Saisoniers, trotz Jahresstelle, attraktiv zu sein. Momentan sind rund 25% der Mitarbeiter regional untergebracht, eigene Unterkünfte sind in Planung, um die Attraktivität als Arbeitgeber zu steigern. Markus Huber in Telfs spürt den generellen Personalmangel ebenso, 25 Mitarbeiter bilden den Stamm des Telfer Bades, ein paar über 30 wären möglich.

Bäderkurs
Um die Sicherheit im Schwimmbad zu gewährleisten, wird der langjährig durchgeführte und erprobte Bäderkurs der Wirtschaftskammer ( bereits über 1.000 AbsolventInnen) seit 2021 nicht mehr nur einmal, sondern nun zwei Mal im Jahr angeboten. Der nächste Kurs startet am 10.Oktober 2022, Auskünfte und Anmeldungen sind beim Wifi oder der Fachgruppe in der Wirtschaftskammer möglich. (Tel.: 05 90905 1403).