Wenn man sich in der Tiroler Landeshauptstadt das Veranstaltungsangebot an „richtig harter“ Musik ansieht, so sticht ein Name immer wieder hervor: Artillery Productions. Wer und was sich dahinter verbirgt, klärt FREIZEIT-TIROL im schwermetallischen Faktencheck mit den beiden Machern.
Wer steht hinter Artillery Productions?
Nun, das sind wir zwei, Oliver Hofer und Johannes Siller. Seit Februar 2016 versuchen wir „extreme“ Musik zu unterstützen, unbekannten und bekannten Bands aus dem Underground Auftrittsmöglichkeiten bei Konzerten zu verschaffen. Wenn du so willst „Innsbruck zurück auf die Karte zu bringen“!
Der Überbegriff lautet „Heavy Metal“, welche Stilarten kommen bei euch vor?
Wir hatten bisher Konzerte mit Hardcore, Punk, Death Metal, Black Metal und Thrash, also eh alle Spielarten.
Wie kommt das Konzept in Innsbruck an?
Die letzten Jahre geht es steil nach oben. Am Anfang versuchten wir, große Namen zu verpflichten, dann wieder kleinere Bands. Die namhaften Bands funktionierten, bei den unbekannten Gruppen lief teilweise gar nichts. Seit 2017 haben wir eine gewisse „Follower-Gemeinde“, vor weniger als 60 bis 70 Personen findet eigentlich kein Konzert mehr statt. Wir waren jetzt auch ein paar Mal „ausverkauft“, das freut uns ebenso wie das tolle Feedback.
Stichwort „Veranstaltungslocations in Innsbruck“?
Mittlerweile spielen wir hauptsächlich im Livestage in der Andechsstraße. Begonnen haben wir im Hafen, mit „Marduk“ und „Immolation“. Das war zu der Zeit, als auch der legendäre Weekender-Club in der Tschamlerstraße seine Tore für immer schließen musste. Für das Konzert mit „Hetroertzen“ und drei lokalen Bands aus Innsbruck im März 2017 suchten wir eine kleinere Location als den Hafen, so für ca. 200 Besucher. Das Livestage mit seiner guten Infrastruktur hat perfekt dafür gepasst. 2019 wollten wir noch „Sick Of It All“ im Hafen machen, damals war der Untergang dieser Location aber schon eingeläutet, daher wechselten wir abermals ins Livestage, wo wir seither sind.
Woher kommt euer Publikum?
Wir freuen uns regelmäßig über Besucher aus Italien, Deutschland, der Schweiz, Vorarlberg, Ober- und Niederösterreich, Spanien und Südtirol. Das liegt daran, dass wir versuchen, interessante Packages zu präsentieren, die nicht parallel z.B. auch in München auftreten.
Wie sieht es mit Tiroler Gruppen aus?
Aktuell ein heißer Newcomer-Tipp sind „Blood Meadow“ aus dem Oberland, eine relativ neue Hardcore Truppe. Solche Bands holen wir immer gerne dazu, wenn sie gut sind, auch nach einem Jahr wieder. Gleichzeitig schauen wir, welche neuen Gesichter sich in der Szene zeigen. Ebenso sind die alteingesessenen Gruppen immer wieder am Start, wie „IQ69“, „TBC What“ oder „Recurrent Pain“. Früher war es in Tirol ja üblich, dass bei Konzerten im Rock- und Metalbereich Tiroler Bands vor dem offiziellen Tour-Support spielten. Das funktioniert heute mit Auflagen, Hallen- und Securitykosten nicht mehr. Zum Glück bei unseren Konzerten schon noch, da das bei weniger als 500 Besuchern kein wirkliches Problem für uns als Veranstalter darstellt. Wir sind froh, wenn lokale Gruppen anheizen. Umgekehrt sind die Bands happy, spielen zu können! Somit ist das ein Vorteil für beide Seiten.
Next Step: „Life Of Agony“ in der Olympiaworld
Stimmt, das ist ein Ausflug ins „größere Gebiet“, nämlich in die Olympiaworld. Genauer gesagt in den Panorama-Saal im ersten Stock an der Westseite. Die US-Hardcore-Legenden „Life Of Agony“ kommen am 15. November zum 30. Jubiläum ihres ersten Albums „River Runs Red“ zusammen mit „Prong“ auf Tour. „Tara Who?“ aus England runden das Paket ab. Für uns etwas ungewohnt ist der strikte Zeitplan beim Konzert, daher kann auch kein lokaler Opener mitspielen. Wobei wir die Zusammenarbeit mit der Olympiaworld als sehr professionell, kooperativ und freundlich empfinden.
Wie läuft der Vorverkauf?
Jetzt über den Sommer nicht so aufregend, es wird aber im Herbst sicher anziehen, da die Leute kurzfristiger Tickets erwerben. Letztes Jahr, nach Corona, kauften alle Menschen Konzertkarten, jeder wollte wieder raus. Aktuell gibt es, bedingt durch einen „Corona-Rückstau“ ein Überangebot an Konzerten und eine erkennbare Sättigung am Markt. Auch ist die wirtschaftliche Gesamtsituation seit März und April dieses Jahres spürbar.
Man liest ja immer, dass speziell die Konzertproduktionen aus Übersee nach der Pandemie extrem teurer geworden sind, könnt ihr das bestätigen?
Ja, doch wir versuchen unsere Preise wie vor Corona zu halten, was unsere Besucher erkennen und auch honorieren.
Wie soll es mit euch und Artillery Productions weitergehen?
„Life Of Agony“ sind nicht nur eine unserer Lieblingsbands, sondern auch unsere bisher größte Produktion. Unser Ziel ist es aber nicht, mit Großevents weiter zu machen. Das planen wir künftig ein oder zwei Mal pro Jahr, ansonsten sind wir mit kleineren Konzerten im Livestage happy. Ein wesentlicher Punkt ist sicherlich, wie es mit den wirtschaftlichen Rahmenbedingungen künftig hier in Innsbruck und Tirol weitergeht, also schauen wir mal.
Text: Bernhard Schösser
Fotos: Archiv Artillery Productions, Bernhard Schösser