GARANTIERT SENDEVERBOT zur Veröffentlichung ihres neuen Albums „Alt und Scheiße“
Die Tiroler Band „Garantiert Sendeverbot“ veröffentlichte in den letzten Wochen zu ihrem 40-jährigen Bestehen ihr neues Album mit dem bezeichnenden Titel „Alt und Scheiße“. Ihr „Alterswerk“ liegt sowohl als CD vor und sollte auch als Vinyl LP erscheinen, aber Corona bedingt verzögert sich die Produktion dieser schwarzen, traditionsträchtigen Scheiben. FREIZEIT-TIROL bohrte mit Ernie, dem Mastermind und kreativen Kopf der Band, auf den Zahn und ins Ohr, um die (Gedanken-)Welt der Band zu verstehen.
Wieso „Garantiert Sendeverbot“, ist dieser Name nicht kontraproduktiv für Einsätze in diversen Radiostationen?
Als sich die Band Anfang der 1980er Jahre formierte, boten sich für unbekannte, einheimische Musiker kaum Möglichkeiten auf den wenigen Sendern, die es damals gab, vorgestellt oder sogar mehrmals gespielt zu werden. Noch dazu, wenn der Sound ungewohnt war und nicht dem Mainstream entsprach, und wenn vor allem die Texte deutsch, kritisch und sehr provokant waren. Ein Freund und Roadie von uns meinte daraufhin: „Damit kommt ihr nie ins Radio, dort habt ihr garantiert Sendeverbot“. Und der passende Bandname war somit gefunden.
Was habt ihr in den letzten 40 Jahren so alles verbrochen?
1982 waren wir mit zwei Titeln auf dem legendären Tiroler Rock Sampler „Abgwürgt“ vertreten und zwei Jahre später erschien unsere erste eigene LP „Anna ist schwanger“. Trotz dieses Namens wurden wir damals sogar in der Ö3 Musikbox vorgestellt, gaben viele Konzerte und hatten großen Spaß. 1990 erschien dann die zweite LP „Saufen & Trommeln“, die es im deutschen Rockmusikermagazin schaffte, bis auf Platz 6 der alternativen Charts vorzustoßen. 1999 wollten wir eigentlich unsere bescheidene Karriere mit dem Album „Das letzte Ma(h)l“ beenden und veröffentlichen eine CD mit 18 hörintensiven und experimentellen Songs auf General Schubl´s Label.
Wieso habt ihr dann nach über 20 Jahren nach dem letzten Release beschlossen, ein weiteres Album folgen zu lassen?
Ich hatte Sänger und Gitarrist Mandy Schulz und Sängerin Silvia ein wenig aus den Augen verloren. Der Zufall wollte es, dass wir uns an einem warmen Herbsttag 2017 trafen und in bierseliger Laune in der Vergangenheit schwelgten. Wir beschlossen, wieder regelmäßig zu proben, Songs auszuarbeiten und zu perfektionieren. Als uns dann noch Tom Neumeyer, ein alter Bekannter, über den Weg lief, der schon seit Jahren für den guten Ton im Treibhaus verantwortlich ist, war die Sache klar, dass wir unter seinen Fittichen einige Songs in seinem Tonstudio aufnehmen würden. Tom ließ seine Kompetenz walten, bastelte an unseren Elaboraten herum, versah sie mit interessanten Sounds und verschiedenen Mixes. Wir arbeiteten fast vier Jahre lang, mit Corona bedingter Unterbrechung, bis dieser Tonträger nun endlich fertig gestellt werden konnte..
Euer neues Album „Alt und Scheiße“ ist schon vom Titel her sehr provakant und zweideutig. Ist diese Scheibe wirklich so altbacken und schlecht oder fühlt ihr euch so alt, schrecklich, überflüssig und daneben?
Keines von beidem. Böse Zungen, die unsere Musik nicht mögen, akzeptieren oder verstehen, möchten einerseits schon behaupten, dass es sich hier um ein Sammelsurium von schlechten Liedern und Ideen handelt. Andererseits geht unsere Intention dahin, sich mit unserer Zukunft, dem Altwerden, dem Altsein und mit all den damit verbundenen Themen und Problemen auseinanderzusetzen. Da sind die Aussichten nicht rosig und optimal, was ja die Schicksale alter Menschen in unserem Umfeld immer wieder beweisen
Ihr habt nicht nur eine CD veröffentlicht, sondern auch eine LP. Gibt es überhaupt noch Interesse an schwarzen Vinyl Scheiben und ist das überhaupt noch zeitgemäß?
Wir hatten eigentlich geplant nur eine altbackene LP zu veröffentlichen, weil unserer Meinung nach die CD ein aussterbendes Medium ist. Streaming Plattformen aller Art machen es nicht mehr nötig, ganze CDs zu erstehen. Es werden die Lieblingstitel gegen einen Bagatellpreis angehört oder heruntergeladen, ohne die komplette CD zu kaufen. Da aber die CD-Produktion derart billig geworden ist, haben wir uns entschlossen aus Werbezwecken auch eine CD aufzulegen.
Das Veröffentlichen einer Vinyl LP war uns eine Herzensangelegenheit. Mit diesem Medium sind wir ja groß geworden. Das Knistern am Plattenteller zu hören, das handliche und künstlerisch gestaltete Plattencover, das Beiblatt zum Nachlesen der Texte und wichtige Infos begleiteten uns über viele Jahre. Leider gab es oder gibt es immer noch, Pandemie bedingt, Verzögerungen bei der Produktion, sodass der LP Release erst im Frühjahr 2022 erfolgen wird. Da heißt es einfach noch ein bisschen warten.
Was habt ihr für die Zukunft geplant und gibt es eventuell ein weiteres Album?
Seit kurzer Zeit haben wir ein neues Betätigungsfeld entdeckt, indem wir unsere Musikvideos in Eigenregie produzieren. Unkonventionelle Filmchen im Low Budget Design, aber doch einigermaßen von guter Qualität, haben unser Interesse geweckt. Ein Trickfilm Video, gezeichnet von unserem Sänger Mandy Schulz, ist bereits auf YouTube zu sehen, sowie eine nicht ganz ernst gemeinte Live Performance unserer Exzentriker Formation. Eine Veröffentlichung eines weiteren Albums von Garantiert Sendeverbot ist nur schwer vorstellbar. Sollten die gewohnten Zeitintervalle eines Releases von 10 bis 20 Jahren beibehalten werden, wären unsere betagten Mitglieder so um die 80 Lenze. Dass sich das noch ausgehen könnte, ob Geist, Körper und Motivation da noch mitmachen würden, ist kaum vorstellbar. Und außerdem „Alt und Scheiße“ hatten wir schon, was sollte da noch kommen...
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