CD-Review: Klaubauf - Höll'n Ritt

Klaubauf, die drei Zillertaler "Ruach`n Roller", sind seit 2012 standhafte, wackere und mit Meisterwurz aufgezogene Kämpfer gegen die volksdümmliche, kommerzielle Totalverblödung des Chillervalleys und haben mit „Höll`n Ritt“ ihren Tonträger Nummer Vier am Start. Des Zillertaler Rock-Trio mit Sänger/Basser Tschak Gredler, Drummer Tommy C. Bacher und Gitarrero Bani Pfister gewann Platz drei beim Bandwettbewerb "Tirol Rockt!" im Jahr 2014 und hat bis dato drei CD-Veröffentlichungen sowie jede Menge Liveauftritte in Österreich, Deutschland, Südtirol und Holland. Ihre bisherigen Alben heißen "II" (Review hier), "Ruach`n Roll" und „Taifl an Tirolalond“ (Review hier). Vorfreude und Erwartungshaltung auf das neue Album waren fast so hoch wie die berühmten Zillertaler Gipfel! Los geht`s mit „Los Zua“, Uptempo-Beats, fette Gitarre, klare Message „Los zua, holt nit dein Schädl hi!“. „Glory Hallelujah“ liest sich vom Song Titel eher nach den „Original Fidelen Südhangsoachern“, ein wuchtiges Riff und die bandeigenen Trademarks zerstören zum Glück von Beginn an alle Befürchtungen.

„Die Zeit ischt do um a die Helle zu fohn, Yeah“, so klingt Blackmetal auf Zillertalerisch. Das Gitarrenriff in der Mitte könnte auch bei Metallicas letztem Langdreher übergeblieben sein, abermals eine sehr gelungene Nummer. Geschmeidig startet „Hintn Noch“, die Message ist klar: „Hintn noch woass ma olls bessa“, das gilt aktuell nicht nur für alle selbst ernannten Corona-Experten! „Aufi Aufn Berg“ widmet sich dem immer populärer werdenden Hobby „Bergsteigen“. Als gelegentlicher Tourenpartner von 2/3 der Klaubäufe gefällt mir nicht nur das Thema, sondern auch der solide Midtempo-Rocker mit eingesprochenen Textpassagen. Eigentlich ist ja Basser/Sänger Tschak aufgrund seiner Vita der wahre Alpenrocker und nicht der rotweißrot beschnäuztuchte Bodybuilder aus Südösterreich, aber das ist eine andere Geschichte. Das folgende „Messias“ ist eine groovige, schnelle Nummer über jedermanns/-fraus permanente Suche nach irgendetwas, lustig gemacht, mit wie immer toller Gitarrenarbeit und amtlichem Doublebass. „Du Taugsch Ma Guat“ – so klingt die rockige, klaubäufische Zillertaler Liebeserklärung an eine Gesellin, mit der überallhin und auch auf die Alm gegangen wird – what else? „Die Guate Olte Zeit“ beginnt mit filigraner Gitarre und ungewohnt ruhigen Klängen, eine melancholische Nummer, wohl aus dem Leben all jener gegriffen, die 50+ sind…! „Deppata Bua“ stellt die musikalische Aufarbeitung des Massenmordes in Kitzbühel, bei dem fünf Menschen ermordet wurden, dar.

Die von mir im Zusammenhang mit Klaubauf gelegentlich erwähnte, klassische "Motörhead-Besetzung" kann nur einmal mehr strapaziert werden, Lemmy und seine verblichenen Kameraden werden wohl auf der Partywolke ihre Freude mit dem Tiroler Uptempo-Kracher haben und eine Flasche Jackie exen! „Marie“ ist der Ballermann-kompatible Partyrocker der neuen Scheibe, ein Refrain, der sich mit und ohne Promille sofort in die Gehirnrinde fräst – „Marie, Marie, Marie, I steah jo so auf di Marie!“. Bumm!

Die vorletzte Nummer, „Schauflblues“ ist mehr ein Midtempo-Rocker als ein Blues, passt ebenfalls. Der Schlusstitel, „Die Hittn“, groovt und bluest dann mit Akustikgitarre und Lagerfeuerromantik. Und sind wir uns doch ehrlich, noch nie in der Musikgeschichte, egal ob mit der selbstgeschnitzten Knochenflöte aus den Resten der verstorbenen Exfrau oder des selbsterlegten Mammuts in der Steinzeit oder den wohligen Schalmeienklängen des Mittelalters, auch nicht mit Stockhausens Obertonmusik, konnten das feministische Manifest und der sämtliche Worthülsen durchdringende Gender-Wahn besser, stimmiger und akkurater auf den Punkt gebracht postuliert werden als mit der Textzeile „Bier, Schnaps und guate Tittn“!

Zusammengefasst passt der Höll`n Ritt einmal mehr wie der berühmte Arsch auf den Eimer, die drei Zillertaler Dialekt-Rocker haben erneut ein sehr feines Scheiberl ohne Hänger oder sperrigem Schlagzeugintro auf den Markt geworfen. Bewusst wurde bei dieser Rezension auf deutsche Untertitel verzichtet und wir alle hoffen auf die baldige Rückkehr von - wie auch immer - normalen Live-Konzerten und darauf, die Klaubäufe wieder auf einer Bühne zu sehen!

Erwerben könnt ihr das neue Album auf der Klaubauf Facebook-Seite!

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Redakteur: Bernhard Schösser